"Uns bleibt nichts übrig, als zu hoffen" - U19-Coach Patrick Kemmerling im Interview

Auch die U19 des TuS Haltern am See trifft die fußballfreie Zeit. Das Trainerteam um Cheftrainer Patrick Kemmerling musste kreativ werden, um die Mannschaft auch nach Monaten noch auf Trab zu halten - ganz ohne Pause ging das jedoch nicht. Im Gespräch erklärt der Übungsleiter, wie das Team mit der Pandemie-Situation umgeht, welche Gefahren für Jugendfussballer bestehen und was er glaubt, wann es wieder auf den Platz geht.

Die Corona-Pandemie hat auch euch in der U19 mit voller Wucht getroffen, seit Monaten gibt es keinen Fußball mehr. Wie geht ihr als Mannschaft mit der Situation um? 

Natürlich ist die aktuelle Situation nach wie vor für alle Vereine, Mannschaften, Spieler und Trainer schwierig. Letztendlich können wir uns nur bestmöglich an die geltenden Vorschriften und Empfehlungen halten, um unseren persönlichen Anteil zur Eindämmung der Pandemie beizutragen. Uns bleibt nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass sich das Virus schnell eindämmen lässt und bald eine Rückkehr auf den Platz möglich sein wird.

Welche „Maßnahmen“ habt ihr als Trainerteam getroffen, damit die Jungs im fußballerischen Home-Office was zutun haben? Ist das über so einen langen Zeitraum überhaupt möglich? 

Meine Spieler haben einen Trainingsplan erhalten, der unter anderem sowohl verschiedene Läufe als auch ein Stabiprogramm beinhaltet. Grundsätzlich erfordert die aktuelle Situation dabei natürlich ein hohes Maß an Eigenmotivation. Insbesondere über einen so langen Zeitraum stellt dies sicherlich eine große Herausforderung für die Jungs dar. Daher habe ich den Jungs rund um Weihnachten auch komplett frei gegeben.

Die U19 ist der letzte Schritt vor dem Seniorenfussball. Siehst du einen Nachteil für den aktuellen Jahrgang in ihrer Entwicklung oder lässt sich das über andere Wege wieder ausgleichen? 

Die lange Zeit ohne Mannschaftstraining und Wettkämpfen ist natürlich nicht förderlich für die Entwicklung der Spieler. Grundsätzlich bin ich auch ein Freund davon, dass die Jungs schon in ihrem letzten Jahr im Juniorenbereich bei den Senioren mittrainieren, um so langsam an den Seniorenfussball herangeführt werden zu können. Auch dies gestaltet sich in dieser Saison aufgrund der Gegebenheiten als äußerst schwierig. Dennoch sehe ich größere Nachteile für die Entwicklung der Spieler in den jüngeren Jahrgängen: Denn Kinder im sogenannten goldenen Lernalter haben das größte Potenzial ihre Fähigkeiten zu verbessern. Jede ausgefallene Trainingseinheit in diesen Altersklassen wird sich meiner Ansicht nach besonders auf die langfristige Entwicklung der Spieler auswirken.

Gibt es etwas, was ihr in der Pandemie verbessern konntet, im Gegensatz zur Vor-Corona-Zeit? Beispielsweise die Kommunikation untereinander oder Ähnliches? 

Es ist natürlich schwierig die Kommunikation während der Corona-Zeit zu verbessern, wenn keine persönlichen Gespräche mit den Spielern geführt werden können und der Austausch auf dem Platz fehlt. Ich selber habe die fußballfreie Zeit genutzt, um mich persönlich weiterzubilden. So habe ich beispielsweise diverse digitale Fortbildungen vom Bund Deutscher Fußball-Lehrer absolviert und an der Verlängerung meiner A-Lizenz gearbeitet.

Was meinst du, wann der Ball wieder rollt? Glaubst du vielleicht sogar, dass der Jugendfußball schon vor den Senioren wieder ran darf? 

An den Spekulationen, wann der Trainings- und Spielbetrieb wieder aufgenommen werden kann, möchte ich mich ehrlich gesagt nicht beteiligen. Allerdings kann ich mir aufgrund der aktuellen Entwicklungen nur schwer vorstellen, dass dies zeitnah der Fall sein wird. Ich persönlich glaube nicht, dass dabei zwischen Jugend- und Seniorenfußball unterschieden wird.